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Manfred Thaler

Erinnerungen an ihren Vater, 26.11.1922 – 1.6.1993, von seiner Tochter, Marlyse Strub-Thaler

Mein Vater war in den Pionierzeiten der Balair Pilot. Aber erst mit 36 Jahren verwirklichte er seinen Traum und begann bei Ruedi Klemm (Fluglehrer bei der Balair für Kleinflugzeuge) in der Flugschule auf Piper L4 mit der Fliegerei, und zwar berufsbegleitend, abends nach der Arbeit sowie Samstag und Sonntag.

Seine Berufspilotenkarriere begann er bei der Globe-Air, die am 9.3.1957 in Basel von Dr. Theodor Moll, Dr. Waldemar Haas, Carl F. Schneider u.u. Initiant M. Thaler gegründet wurde. Der spätere Direktor Karl Rüdin war noch nicht an Bord. Mein Vater begann eine Schulung auf der Dart Herald, musste aber die Globe Air verlassen; genaue Gründe kenne ich nicht mehr, war ja erst 11 Jahre alt!

Er fand eine Anstellung bei der Balair und wurde auf der Vickers Viking geschult. Er flog mehrmals pro Woche Blumen von Nizza in die Schweiz. Es folgte die Umschulung auf die DC4, zuerst als Co-Pilot, später Captain, und er war auch im Kongo für das Rote Kreuz im Einsatz. Sicher weiss ich, dass er 1966/67 mit der DC4 Postflüge nach London Heathrow machte: Ich war damals nämlich als Au-Pair in England, und er war mein privater Pöschtler: er brachte/schickte mir Schoggi und andere Dinge. Und, als man den Flughafen Basel-Mulhouse noch direkt von Hochwald anfliegen durfte, flog er bei morgendlichen Ankünften morgens über unser Haus, damit meine Mutter wusste, dass sie das Frühstück vorbereiten konnte… Von Israel wurden 1-Tageskücken transportiert. Einmal ging eine Kiste auf und die Viechli entwichen, konnten aber wieder eingefangen werden. Zöllner, Transitangestellte und Crew nahmen Pippeli mit nach Hause. Meine Mutter hatte jedoch keine grosse Freude daran, und nach 4 Tagen fanden sie auf einem Bauernhof ihr Daheim.

Laut Internet soll die Balair damals Gold von Johannesburg transportiert haben, und ich weiss, dass mein Vater mit der DC4 Zebu-Filets einflog. Ich glaube, so ein Flug dauerte an die 24 Stunden. 1964, beim Film «Flug in Gefahr», sieht man die Hände meines Vaters am Steuer. Und es gab einmal eine Mission: Eine Frau, der „Weisse Engel“, wollte um die Welt fliegen, und mein Vater war mit der DC6 dabei. Der Flug wurde jedoch aus irgendwelchen Gründen abgebrochen.

Dieses Foto zeigt meinen Vater im Jemen. Rechts unten fand ich eine Handnotiz „Wüstenflugplatz Najran 20.11.63“.

Mein Vater war auch an der Rotkreuz Biafra-Mission beteiligt. Dazu kann ich mich erinnern, dass er 2 Mal beschossen wurde. Bimbo (Kurt Herzog) flog mit ihm rein und konnte sich so ein Bild von der Gefährlichkeit der Anflüge machen. Es durften nur Schweizer Crews für das IKRK fliegen. Die Einsätze wurden nicht als WK angerechnet und erst in einer späten Phase wurden Einsatzgelder bezahlt. Wie Marcel Tschudin beschrieb, waren die Flüge fast kriminell, Anflug bei Dunkelheit in einer Waldschneise, kurz vor dem Touchdown ein Aufflackern von Benzinfässern, begleitet von zum Glück fast nie treffenden Bodenraketen. Auch ein Bericht von Hansjörg Blattner berichtete detailliert über diese Einsätze.

Irgendwann fand die Umschulung auf die DC6 statt. Er wurde auch hier Captain, flog Seeleute, Fracht, Triebwerke für die Swissair. Er war manchmal ungeplant 2 bis 3 Wochen unterwegs (die Flugzeuge wurden in London von Brokern weitervermittelt). Spektakulär müssen die Anflüge in HKG gewesen sein, zwischen chinesischen Gebieten, Bergen, Hochhäusern (man nahm fast die Wäsche von den Balkonen mit!).

Ja, und dann kam eine neue Zeit, zuerst die Coronado, und ich weiss nur, dass sehr wenige Crews der Balair umgeschult wurden (Capt. Häfeli z.B.). Als es hiess, dass eine DC9 die Flotte ergänzen wird, wurden sehr, sehr viele der „alten, erfahrenen Hasen“ als nicht Jet-tauglich klassiert. Zudem wurde vermehrt ab Zürich geflogen.

Mein Vater verliess die Balair, zusammen mit Heinz Suter und Fritz Villiger. Diese drei gründeten zusammen mit Dr. Waldemar Haas und Dr. Ulrich Zimmermann die Phoenix Airways. Vor allem lautete das Motto „Der Basler fliegt ab Basel“. Die Balair-Piloten Toni Rothenbühler, Gerry Eugster (beide F27), René Constant (Flight Eng. und Pilot, DC4 resp. DC6) und Hans Benz (DC4 und DC6) wurden an Bord geholt. Sie wurden auf die Bac1-11 umgeschult und z.T. später auf die B707-131.

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