Von Kurt Stoll
Das Telex mit der Ankündigung, RX986 DC6A/B der Balair werde am x.xx. um 11 Uhr in LOS landen, und für die Crew soll ich Hotac im Airport Hotel besorgen, bekam besondere Dringlichkeit und Aufmerksamkeit, weil der Kapitän und Delegationsleiter Kurt Herzog war.
Ich klärte ab, ob genügend Treibstoff für die DC6 vorhanden sei. Der Angestellte beim einzigen Treibstofflager meinte, dass alles Avgas gegenwärtig blockiert sei, da das Government zur Zeit neue Banknoten im Land verteile. Nach der Landung lud ich Capt. Herzog in meinen Container zur Lagebesprechung ein. Kurt (wir kannten uns schon viele Jahre, da wir in Therwil Nachbarn waren) hörte mir aufmerksam zu und bat mich, ihn zum Shell Tanklager zu fahren, damit er als Delegationsleiter persönlich die Wichtigkeit der Rot Kreuz-Mission unterstreichen könne. Trotz der Dollarnoten, die Kurt dem Lagerchef anbot, blieb dieser hart. Eine Auseinandersetzung mit einem ihm unbekannten Kapitän schien ihm das kleinere Übel zu sein als eine sichere Entlassung im anderen Fall. Kurt bat mich, ihm das Swissair Auto und den Fahrer zu leihen, damit er sich auf die Suche nach Treibstoff machen könne.
6 Stunden später kehrte er zurück, mit einem fröhlichen Gesicht, und erklärte mir, dass die nötige Treibstoffmenge morgen früh um 7 Uhr angeliefert würde. Auf der Außenreede lag schon seit 3 Monaten ein Tanker vor Anker, der dringend benötigtes Avgas geladen hatte und auf einen Platz beim Tanklager der Shell wartete. Kurt hatte mit seinem Verhandlungsgeschick und einigen Dollarnoten erreicht, dass dieser endlich seinen Liegeplatz beim Tanklager in Apapa bekommt, und dass die nötige Treibstoffmenge von Apapa mit einem Tankfahrzeug am nächsten Morgen am Flugzeug angeliefert wird.
Wenn ich mir auch anhören musste, dass ich etwas mehr Initiative hätte zeigen sollen, war ich froh, dass dadurch die DC6 bald wieder in der Luft sein wird, und ich mich wieder dem in einer Stunde ankommenden Swissair Flug widmen konnte.