Ops-Planer, Dispatcher

Die Operations (-Planning und -Control) war für die Organisation und Durchführung unserer Flüge zuständig.

Ronald Böhlen, Robert Appel: Wir unterschieden zwischen Saisonalen Charterketten und AdHoc-Flügen – und natürlich Frachtflügen (Letzteres ein Thema für sich: IDU Fracht-Ops (balair-friends.ch).

An den Vorbereitungen einer saisonalen Flugkette, vom Marketingkonzept bis zur Durchführung, waren zahlreiche Balair- und Swissair-Mitarbeitende beteiligt. Bindeglied zwischen Marketing und den Fachstellen des Departements Flight Services ist die Operations-Planung der Balair.

Am Anfang staht die Idee. Im Kontakt mit unseren Kunden, den Reiseorganisationen (Tour Operators), wurden von unserem Marketing die Marktentwicklungen genau beobachtet. Destinationen und unser Flugzeugeinsatz werden saisonal den sich ändernden Wünschen unserer Feriengäste angepasst. Obwohl der Globus, wie wir oft meinen, touristisch voll erschlossen scheint, werden auch heute noch weiterhin bisher noch verlassene Badestrände entdeckt und neue Reiseziele einem anspruchsvollen Publikum zugänglich gemacht.

Wurde eine neue Destination mal ins Auge gefasst, mussten die oftmals wenig bekannten Flughäfen in Zusammenarbeit mit den Swissair-Planungs-Fachstellen und den Areachefs auf ihre BB/SR-Tauglichkeit geprüft werden. Für eine erste Grobplanung wurde unser Marketing mit Kalkulationsgrundlagen (Blockzeiten und Zuladungsbeschränkungen) beliefert.

Kundenwünsche, Nachtflugverbote und Charter-Bans bestimmten den Flugplanvorschlag, der von der OPS-Planung ausgearbeitet und allen Beteiligten zur Stellungnahme unterbreitet wurde. So waren Abflüge ex ZRH am (sehr) frühen Morgen nicht angezeigt, weil die Passagiere aus einem weiter entfernten Einzugsgebiet am Morgen den Flughafen nicht immer erreichen konnten – der SBB-Fahrplan war die Guideline. Im Dialog mit der Rotationsplanung OPBP versuchten wir auch einen optimalen Cockpit-Creweinsatz zu erreichen – wenn möglich mit Integration im SR-Cockpit Langstreckenpattern.

Die Idee wurde Wirklichkeit. Sechs Monate vor Saisonbeginn lag die bereinigte Planung, die Grundlage zur Detailarbeit eines nun grösseren Kreises von BB und SR Stellen vor. Ein Teil unserer Aufgaben umfasste folgende Vorbereitungsarbeiten:

  • An den saisonalen IATA-Flugplankonferenzen, an denen Vertreter von rund 140 Linien- und Chartergesellschaften teilnahmen, wurden die Airport Clearances ausgehandelt. Mit einer Staffelung des Verkehrs sollte so eine gleichmässigere Ausnutzung der schon damals überlasteten Flughäfen erreicht werden.
  • Für jede Flugkette wurden die Landegenehmigungen beantragt, die genauen Routings festgelegt und die entsprechenden Überflugsbewilligungen eingeholt.
  • Mit einem Handling Request werden Abfertigungsorganisationen und Lokalvertreter über unser Flugprogramm orientiert.
  • Wenn es sich um einen neuen Flughafen handelte, der auch im Swissair-Streckennetz nicht enthalten war – also eigentlich fast alle – musste der Flughafen zuerst rekognosziert, Crew-Hotels bestimmt und die Modalitäten ausgehandelt, der Handling Agent bestimmt und beauftragt werden – nach den entsprechenden Preisverhandlungen, Festlegungen unserer Standards etc. Oftmals war auch noch eine Schulung dessen Personals nötig.
  • In Zusammenarbeit mit der Dienststelle für den Treibstoffeinkauf werden die benötigten Treibstoffmengen bei den Lieferanten angemeldet und die Fuel Economy berechnet.
  • Die technischen Standzeiten für grössere Checks wurden mit der Swissair Technik koordiniert und
  • die Linemaintenance-Aufträge auf Aussenstationen erteilt. Als “Info-Center“ sammelte die OPS-Planung Informationen aller beteiligten Balair-Stellen und integrierte diese in den Special Info Items im TOI und den gelben Balair-Seiten im Swissair Route-Manual.

Für einzelne Flüge, die so genannten Ad-Hoc-Flüge, waren die Vorbereitungen nicht ganz so komplex, zumal sie sehr oft in kurzer Zeit organisiert werden mussten. Einen grossen Teil der Swissair-relevanten Arbeiten erledigten die Swissair-Dienststellen in eigener Regie, während die Balair Ops-Planung vor allem die Verkehrs- und Überflugrechte sowie die Abfertigung am Boden zu organisieren hatte. Die Kurzfristigkeit solcher Ad-Hoc Flüge verursachte den auch öfters eine Hektik, zumal wenn Verkehrsrechte nicht zur Zeit eintrafen.

Die Swissair Einsatzleitstelle (ELS) trug die Verantwortung für unsere Flüge und überwachte unsere Ops. Trotzdem verfolgte auch die Balair Ops-Planung die Einsätze, denn die ELS war natürlich nicht befugt, bei Unregelmässigkeiten grössere Umstellungen ohne ausdrückliches Einverständnis der Balair vorzunehmen. Gemeinsam mit ELS, Dispatch und Crewdisposition mussten Lösungen gefunden werden, wie der Flugverkehr zum Wohle unserer Passagiere, aber auch unserer Finanzbuchhaltung abgewickelt werden konnte.

Meistens war es die Swissair-ELS, welche als Erste von Schwierigkeiten erfuhr und sofort mit der Ops-Planung in Basel Kontakt aufnahm. Ausserhalb der Geschäftszeit wurde diese Aufgabe an die Balair Station Basel delegiert, unterstützt von einer internen Pikettorganisation. Beide Dienststellen, die Ops Planung und die Station, freuten sich nicht wirklich, wenn die ELS am Telex oder am Telefon war…

Wer in der Balair-Ops arbeitete, wusste also niemals so genau, wann Abends Feierabend war, denn dieser galt erst, wenn das Problem gelöst war!

Der Dispatcher war für die Berechnungsgrundlagen der Flüge zuständig

Robert Appel: In der Einsatzleitstelle (ELS) erstellte der SR-Dispatch die Flight Plans für die Besatzungen und setzte anhand der zu erwartenden Ladung die erforderliche Treibstoffmenge fest. Grob gesagt ist das der normale Standard. Auch für die Balair.

Danebden war unser treuer Dispatcher, Hans Schmausser, auf der BB-Station ZRH unser Mann, der vor allem Berechnungen für die längerfristige Flugplanung, aber auch für die Überwachung unserer anstehenden Flüge anstellte:

  • Beobachtung der Wetterlage und ihre Konsequenzen für die Ops: Eingeschränkte Reichweite, zusätzliche Ausweichflughäfen etc.
  • Beobachtung der politischen Lage und ihrer Auswirkungen: Umfliegung von Krisengebieten, geschlossene Flughäfen etc.
  • Eingeschränkte Reichweite aufgrund zusätzlicher Passagiere
  • Errechnung der Betankungs-Policy, dem so genannten Fuelcode: Soll aufgrund des hohen Treibstoffpreises am nächsten Flughafen soviel Treibstoff wie möglich mitgenommen werden, ohne dass das resultierende „Fuel-Spazierenfliegen“ die Einsparungen aufgrund des Mehrgewichtes wieder wettmachte?
  • Umfassende Koordination zwischen dem Swissair Dispatch, der ELS und der Ops-Planung in Basel – fast der wichtigste Punkt!
  • Daneben lieferte berechnete er die Machbarkeit unserer teilweise recht wilden Einsätze auf alle möglichen Flughäfen bezüglich benötigte Pistenlänge, Zuladung etc., und lieferte die entsprechenden Blockzeiten zuhanden unserer Planung.
  • Für die technische Betreuung auf unserem Steckennetz erarbeitete er auch die Einsatzpläne unserer Ground Engineers.

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