Bericht von Willy Renfer: Erinnerung an einen Einsatz im Auftrag der Eidgenossenschaft für das IKRK im Dezember 1988.
Kriegsgefangenen-Austausch zwischen den beiden Staaten Irak und Iran nach dem Ende des Krieges.
Am 1 Dezember 1988 ging es los von Zürich nach Teheran als Deadhead Crew mit einer DC-10 der Swissair. Für diesen Einsatz waren nur männliche Crew Members erlaubt.
Die DC9/MD82, die für diesen Austausch dieser Kriegsgefangenen vorgesehen war, stand zu dieser Zeit schon in Teheran.
Vlnr: F/A Martin Lauper, M/C Willy Renfer, F/A ?, Cockpit ? G/E Bruno Fuhrer, Cockpit ?
L/M ? F/A André Schmid.
Am Flughafen in Teheran wurden wir von einem Vertreter des IKRK und einem Dolmetscher empfangen.
Vom 2. bis 7. Dezember wurden wir in einem Hotel im Zentrum von Teheran einquartiert. Für diese Zeit waren 3 Flüge vorgesehen Teheran-Bagdad- Teheran.
Das Hotel war ok, jeder von uns hatte ein Einzelzimmer. Es gab sogar ein TV Gerät, aber leider war die Senderauswahl sehr beschränkt, total 3 Kanäle. Meistens nur politische und religiöse Sendungen und alles in Farsi. Internet gab es damals noch nicht, und so verbrachten mir die meiste Zeit mit Lesen. Es war uns auch nicht erlaubt, ohne Begleitung das Hotel Areal zu verlassen. So blieb uns nichts anderes übrig, als uns im Restaurant oder in der Lobby aufzuhalten, da wir immer auf Standby waren.
Alkohol war auch ein NO GO. Das einzige war die alkoholfreies Bier – „Kamel-Pisse“, Soft Drinks, Kaffee oder Tee.
Die Menukarte war leider auch beschränkt. Es gab 3 verschiedene Auswahlmöglichkeiten.
1. Schaschlik Beef
2. Schaschlik Chicken
3. Schaschlik Lamb
Und als Beilage Reis und eine Kamel Pisse dazu.
Wie das eben so ist bei solchen Einsätzen – die beiden Kriegsparteien konnten sich nicht einigen, wann der Austausch dieser Kriegsgefangenen stattfinden sollte. Am Morgen waren wir immer auf Standby und dann wurden immer wieder die geplanten Flüge annulliert.
Somit hatten wir immer wieder einen freien Tag. Zum Glück konnten der IKRK Vertreter und der Dolmetscher für uns immer spannende Ausflüge organisieren.
Der erste Ausflug war ein Besuch des Palastes vom Schah von Persien, Mohammed Reza Pahlevi (im Bild mit seiner Frau Fara Dhiba, der natürlich zu dieser Zeit nicht mehr im Land war. Zu dieser Zeit war es jedoch der oberste geistliche Führer, Ajatollah Khomeini, der den Iran regierte.
Auf allen diesen Ausflügen wurden wir immer wieder von den Revolutionswächtern kontrolliert und mussten unsere Pässe vorzeigen. Vor allem aber waren sie neugierig. Da wir aber immer den Vertreter vom IKRK und den Dolmetscher dabei hatten, ging meistens alles reibungslos über die Bühne.
Der nächste Ausflug brachte uns in das grösste Skigebiet, Dizin, etwa 120 km von Teheran entfernt.18 KM Pisten auf einer Höhe 2’530 bis 3’506 Metern über Meer. Das Skiresort wurde noch zu Schah Zeiten, gebaut da der Schah das Skifahren vor allem in St. Moritz entdeckt hatte. Dort konnten wir sogar Skischuhe und Skis mieten.
Die Angestellten dieser Anlage waren sehr hilfsbereit und liessen extra für uns einen Skilift laufen, obwohl zu dieser Zeit die Saison noch nicht eröffnet war. Wir durften aber nur auf der Männerpiste fahren, da die Pisten für Männer und Frauen getrennt waren.Bruno Fuhrer auf dem Skilift
Willy Renfer im Tiefschnee
Auch der 3. Flug konnte nicht durchgeführt werden, da sich die zwei Kriegsparteien immer noch nicht einigen konnten! Somit hatten wir nach dieser dritten Annullierung dieses Fluges 2 Tage frei, bevor es wieder nach Hause ging.
Geplant war ein Ausflug für 2 Tage an das Kaspische Meer, ungefähr 2 h 40 min (140 km) von Teheran nach Tschalus. Wir wollten dort einmal übernachten.
Leider hatten wir auf dieser Strecke von Teheran nach Tschalus an den verschiedenen Checkpoints immer wieder Probleme mit den Revolutionswächtern. Beim letzten Checkpoint vor Tschalus verlangte ein Offizier der Revolutionswächter, dass wir alle unsere Reisepässe abgeben und diese Pässe auf der Rückfahrt am andern Tag nach Teheran wieder zurück erhalten würden. Für unseren IKRK Begleiter und auch für den Dolmetscher war das jedoch alles zu riskant. So beschlossen wir, umzukehren und den Trip ans Kaspische Meer zu vergessen.
Da am Abend immer noch Ausgangssperre war, mussten wir auf der Rückfahrt in einem kleinen Dorf in einer Herberge übernachten. Das Highlight in dieser Herberge war, dass es frische Bachforellen gab und Kamelpisse (Alkoholfreies Bier) dazu. Am andern Tag ging es wieder Richtung Teheran.
Tags darauf war der Heimflug geplant von Teheran über Istanbul nach Zürich mit der DC9.
Das ist die Geschichte vom Gefangenenaustausch zwischen Iran und Irak der gar nie stattgefunden hat, da sich die beiden Kriegsparteien nicht einigen konnten!